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Glossar

Scatterware

a) Eine Methodik, Software so zu entwickeln, dass ihre Einzelteile leicht nachgebaut werden können. Dazu wird architektonisch darauf hingearbeitet, funktionale Einheiten zu definieren, die mit möglichst wenigen anderen Einheiten interagieren (Kapseln).

Bei einem stark vernetzten Funktionsblock bedient man sich der Betrachtung dieses Funktionsblocks als Fließband, das in seinen Stationen ein Erzeugnis herstellt und bildet dann diese Fließbandstationen in der Software als einzelne Kapseln ab mit einer weiteren Kapsel als Ablaufsteuerung.

b) Ein Softwareprodukt, das mit vorgenannten Methoden entwickelt wurde und folgende Kriterien erfüllt:
· Einzelne Teile können nachgebaut werden, ohne das Gesamtsystem zu kennen
· Es existiert eine Swarm Map, die das Zusammenspiel der Kapseln aufzeigt
· Es existiert pro Kapsel ein Kapselblatt (s.u.)

Kapsel

Teil eines Softwarekonstrukts, von dem alle Schnittstellen ausreichend definiert und dokumentiert sind und von dem bekannt ist, welche anderen Kapseln diese Schnittstellen bedienen bzw. verwenden. Die Funktion jeder Kapsel ist im Kapselblatt beschrieben einschließlich aller Nebeneffekte und ggf. Einschränkungen. Über den inneren Aufbau der Kapsel muss zunächst nichts bekannt sein.

Eine Kapsel unterscheidet sich von einem Modul oder einer Funktion vor allem dadurch, dass seine primären Schnittstellen - Aufrufparameter und Rückgabewert - von verschiedenen Programmiersprachen aus verwendet werden können. Innerhalb der selben Programmierumgebung werden Funktionsaufrufe meist so in Objektcode übersetzt, dass die Aufrufparameter auf einen Stack gelegt und Rückgabewerte zur Performancesteigerung nicht selten direkt in Prozessorregistern übergeben werden. Eine solche Architektur ist "von außen" nicht leicht oder gar nicht verwendbar.

Blackbox

Allgemein ein Gerät, über dessen inneren Aufbau nichts bekannt ist, das man aber auch ohne dieses Wissen verwenden kann. In Scatterware ist eine Blackbox eine Software oder ein Teil eines Softwareprodukts, von dem zwar vielleicht sogar der Quellcode vorliegt, dessen Haupt- und Nebenfunktionen und vor allem Seiteneffekte aber erst verstanden würden, wenn jemand, der das Gesamtsystem gut kennt, sich intensiv mit dem Quellcode auseinandersetzen und / oder aufwändige Tests durchführen würde.

Kapselblatt

Dokumentation einer Kapsel. Es gibt Auskunft über alle Schnittstellen der Kapsel sowie die primäre Funktion und alle Nebenfunktionen und Seiteneffekte.

Schwarmplan

Dokumentation des Zusammenspiels aller Kapseln. Es sollte eine grafische Repräsentation der vollständigen Cross-Reference geben, sowie Diagramme für alle Prozesse des Systems, die durch mehrere Kapseln realisiert werden.

umranken

Eine Kapsel, die sich als Wrapper zur Herstellung ihres Maschinoms einer Blackbox bedient, umrankt diese. Das Umranken dient dazu, die Blackbox zu stabilisieren und softwaretechnisch zu isolieren. Veränderungen in der Schnittstelle werden in der Kapsel behandelt und ggf. kompensiert, sodass sie nicht auf die Blackbox durchschlagen, wo sie zu Störungen führen könnten.

Maschinom

Das (Teil)Ergebnis einer Kapsel. Zur Herstellung eines Berichts kann man beispielsweise vier Kapseln konzipieren. Die erste beschafft die Rohdaten des Berichts aus einem oder mehreren Datenbeständen. Die zweite aggregiert die Daten und bereitet sie übersichtlich auf. Die dritte erzeugt Grafiken. Die vierte wandelt den fertigen Bericht in HTML zur Ausgabe im Intranet. Das Maschinom ist jeweils der Datenstrom, der von einer Kapsel zur nächsten weitergereicht wird.

Schattensystem

Ein unvollständiges System, das sich eines anderen Systems bedient. Meist in der Form realisiert, dass ein Schattensystem auf dem Datenbestand eines anderen Systems aufsetzt anstatt eigene Dateneingangs- und -aufbereitungsinstanzen zu implementieren. Oft auch dergestalt, dass über eine einzige Import- oder Spiegelungsfunktion die eigene Persistenzschicht befüttert wird, wobei die Erfassungs-, Editier- oder Importwege des Wirtsystems genutzt werden. Ein Schattensystem ermöglicht es, sehr schnell neue Funktionalität anzubieten, die auf ein erweitertes (und inkompatibles) Datenmodell angewiesen ist, ohne zuvor alle Daten erzeugenden Systemteile neu implementieren zu müssen.

Geistersystem

Ein Wirtsystem, bei dem das Schattensystem - zum Beispiel Mangels Zugriff auf den Quellcode - nicht programmatisch angeschlossen werden kann. Stattdessen wird der Wirt mit externen Makro- und Keyboardtools bedient, durch Spidering oder durch Parsen von Druckdateien ausgelesen etc.